In den letzten Jahren hat das Konzept eines selbstfahrenden Autos neue Beliebtheit gewonnen. Die Idee dazu existierte schon länger, aber erst jetzt konnte sie Aufgrund der technischen Entwicklung in den Bereich des Machbaren gelangen. Forschung wird dabei von mehreren extrem unterschiedlichen Konzernen betrieben. Neben dem Softwaregiganten Google, sind auch Autoproduzenten und sogar der Fahrdienst Uber im Rennen um die Marktreife.

Von der Öffentlichkeit und insbesondere den Medien wurde diese Entwicklung begeistert aufgenommen und gefeiert, andere gingen sogar so weit die Prognose aufzustellen, dass in wenigen Jahren das manuelle Autofahren obsolet sein wird.

Allerdings ignorieren sie eine Reihe von Problemen, die noch geklärt werden müssen bevor selbstfahrende Autos wirklich ein Massenphänomen werden können. Eine Aufgabe die weit schwerer ist als angenommen wird:

1. Verantwortung und Haftung

Das erste Problem ist rechtlicher Natur. Bei einem normalen Auto liegt Verantwortung beim Fahrer. Sollte er einen Unfall bauen, ist er für den entstandenen Schaden haftbar. Aber wie ist es beim Auto ohne Fahrer? Wer wäre der Verantwortliche? Der Besitzer des Fahrzeugs? Die Programmierer, die das Fahrprogramm erschaffen haben? Der Konzern, der das Auto produziert hat?

Natürlich handelt es sich hierbei nicht um einen technologischen Streitpunkt sondern um einen rein rechtlichen, der aber dennoch geklärt werden muss. Ohne eine verbindliche Entscheidung wer für entstandene Schäden in Haftung zu nehmen ist, ist es extrem unwahrscheinlich bis unmöglich das selbstfahrende Autos eine Genehmigung erhalten. Wobei es durchaus denkbar ist, dass vom Gesetzgeber verlangt werden wird das ein Fahrzeug zumindest die Möglichkeit zur manuellen Kontrolle erhalten muss. Der Autopilot für den PKW wäre damit keine großen Neuerungen mehr, sondern nur noch ein weiteres Feature.

2. IT Sicherheit

Ein Thema das generell in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird und in diesem Fall über besondere Bedeutung verfügt, die IT Sicherheit. Bereits moderne Serienwagen verfügen über eine extrem ausgefeilte IT Architektur die zwar für den Fahrer viele Erleichterungen bietet aber gleichzeitig auch eine Schwachstelle gegen mögliche Hackerangriffe von außen ist. Es ist ohne weiteres möglich von außen die Steuerung zu deaktivieren, Gas zu geben, zu bremsen oder die Tür zu verriegeln. Mögliche Spuren lassen sich löschen.

Bei selbstfahrenden Autos, die noch weit stärker auf Informationstechnologie angewiesen sind, wird die Lage nach kritischer. Bereits kleinste Manipulation können zu schwerwiegenden Unfällen führen und auch die weiteren Möglichkeiten für Missbrauch sind enorm.

3. IT Infrastruktur

Damit hängen die Anforderungen an die IT Infrastruktur zusammen. Um selbständig fahren zu können ist es zwingend notwendig, dass das Vehikel im permanenten Kontak zu anderen Fahrzeugen und auch der verkehrstechnischen Infrastruktur steht. Es muss ermittelt werden wer wohin möchte, um den optimalen Kurs für alle Beteiligten zu berechnen. Es muss festgestellt werden welche Hindernisse sich auf der Strecke befinden, um diesen auszuweichen. Und es muss analysiert werden welche Verhaltensweisen zu einer Gefährdung führen könnten. All diese Aufgaben setzen eine reibungslos, und vor allem sehr schnell, funktionierende IT-Infrastruktur voraus. Plötzlich unterbrochene Verbindungen sind genauso zu vermieden, wie ein mangelhafter oder zu langsamer Austausch von Informationen.

Die Verantwortung für das Errichten diese Infrastruktur liegt bei den für den Verkehr verantwortlichen Kräften, also in der Regel beim Staat. Die dazu notwendige Modernisierung stellt eine sehr große finanzielle Belastung dar und dürfte in einer Zeit der finanziellen Engpässe auf wenig Sympathie stoßen.

4. Kartographie

Dabei gibt es einen fließenden Übergang zu kartographischen Problemen. Die meisten Leute haben bereits Geschichten von unvorsichtigen Autofahrern gehört, die im blinden Vertrauen auf die Navigationsgerät das eigene Fahrzeug in den nächsten Fluss oder Hafenbecken gelenkt haben. Dieses Problem ist weiterhin aktuell. Ein selbstfahrendes Auto benötigt zwingend hochaktuelles Kartenmaterial. Bereits kleine Änderungen machen Updates notwendig. Und wie auch bei der IT-Infrastruktur liegt die Verantwortung bei staatlichen Stellen.

In den großen Städten und anderen Ballungsgebieten dürfte dabei der Kostennutzenfaktor zwar gut sein, aber bereits im Umland beginnen die Kosten aus dem Ruder zu laufen. Sollte man sich noch weiter von den Zentren entfernen und in die Provinz gehen wird der benötigte Aufwand zu groß um tragbar zu sein. Und hierbei handelt es sich nur um die Lage in der entwickelten Welt. Die Aussicht, dass Schwellenländer oder sogar Länder der Dritten Welt notwendigen Ressourcen haben um ihr eigenes Verkehrsnetz kartographischen zu erfassen sind verschwindend gering. Es wird somit in Zukunft weite Teile der Erde geben in denen Fahrzeuge ausschließlich mit manueller Steuerung verkehren werden können.

5. Statussymbol

Der letzte Punkt ist aus technischer Sicht der schwächste, sollte aber dennoch nicht vernachlässigt werden. Bei Autos handelt es sich nämlich nicht nur um Gebrauchsgüter sondern, wie ein Blick in einen beliebigen Autokatalog verrät, ebenfalls um ein Statussymbol.

Sie stehen damit in der Tradition des Reitens. Durch das beherrschen ihres Tieres drückte der Reiter seine eigene Stärke aus. Indem er selbst zur Meisterschaft über ein Pferd brachte, demonstriert er seine eigenen Fähigkeiten. Diese Anspruch wurde mit der Zeit auf das Automobil übertragen. Gerade für Männer ist das Fahren eines Autos ein Beweis ihrer eigenen Identität und ihre Fähigkeiten. Nicht umsonst werben verschiedene Sportwagenhersteller damit wie fordernd ihre Fahrzeuge für den Fahrer sind.

Selbstfahrenden Autos, so vernünftig sie auch sein mögen, wären dagegen ein Eingeständnis von Unzulänglichkeit, Schwäche, oder zumindest Faulheit. Um ein Prestigeobjekt zu sein müssen Autos vom Fahrer gesteuert werden. Allein diese Tatsache garantiert das auch weiterhin ein Lenkrad zur Ausstattung der meisten Autos gehören wird.

Was kann man nun aus diesen Gedanken schließen?

Vermutlich werden innerhalb der nächsten Jahre und Jahrzehnte selbstfahrende Autos zur Marktreife gebracht werden und ihren Platz im öffentlichen Leben finden. In Städten wie San Francisco, New York oder auch Berlin dürfte das Interesse und die Nachfrage nach ihnen groß sein. Dies bedeutet aber nicht ein gleichzeitiges Verschwinden aller herkömmlichen Autos. Es wird weiterhin Gebiete geben in denen der Fahrzeugführer selbst das Lenkrad übernehmen muss, und je weiter man sich von den urbanen Gebieten entfernt umso häufiger dürfte dies der Fall sein. Vermutlich werden daher auch in Zukunft die meisten Autos die Möglichkeit zur manuellen Steuerung beibehalten und eine Selbstautomatik eher als eine Art extra anbieten