Der Jemen ist schwer zu erklären, geschweige denn zu verstehen. Es ist ein Stellvertreterkrieg, ein Bürgerkrieg, eine Anti-Terror-Operation und eine politisch getriebene humanitäre Katastrophe, die alle nebeneinander und übereinander stattfinden. Wir werden es trotzdem versuchen. Lassen Sie uns den Jemen in wenigen Wörtern erklären. Am besten stellt man sich vor, dass es eine Reihe von verschieden Konflikten gibt, die alle zur gleichen Zeit stattfinden. Diese Konflikte überlappen einander, sodass eine lokale Gruppe mit einem Feind zusammenarbeiten könnte, um einen vorübergehenden Vorteil zu erzielen. Aber das sind der Kern für die Kämpfe im Jemen, und ihre Ziele sind das, die den Krieg antreiben.
Erstens, der Norden gegen den Süden. Dies ist geografisch, historisch und kulturell und im Wesentlichen die Geschichte des Kampfes zwischen San’aa im Hochland und Aden an der Küste. Seit der Jemen nach dem Ersten Weltkrieg die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erlangte, versucht San’aa, die größte Stadt des Landes, die Kontrolle über Aden, seinen reichsten Hafen, zu übernehmen. Aber Aden ist gerade weit genug von San’aa entfernt und gerade genug mit dem Rest der Welt verbunden, um eine ausgeprägte südliche Identität zu haben, die während der britischen Besatzung von 1839 bis 1963 weiter gewachsen ist. Das war lange genug, um die Eliten des Südens es mit der Eigenstaatlichkeit versuchen zu lassen, als Großbritannien sich zurückzog. Sie wandten sich dabei dem Kommunismus und der UdSSR zu, um materielle Hilfe und politische Unterstützung zu erhalten. Der Süden widersetzt sich also dem Norden, während der Norden den Süden halten möchte. Aber wenn die Politik im Norden schiefgeht, nutzt der Süden die Gelegenheit, sich abzuspalten, und genau das taten einige Südstaatler im Southern Transitional Council Anfang dieses Jahres, als sie den größten Teil von Aden übernahmen.
Dann gibt es den Konflikt zwischen Zaydi und Sunniten. Dies ist nicht allumfassend; nur weil jemand Zaydi oder Sunnit ist, heißt das nicht, dass er teilnimmt. Aber wichtige Eliten auf beiden Seiten – vertreten durch die Houthis für die Zaydis und die von der Muslimbruderschaft inspirierte Islah für die Sunniten – streiten um die Kontrolle über Gebiete, die sie für ihre halten. Dies ist sowohl ein Kampf um Sicherheit als auch ein Kampf um Bekehrung – beide Seiten fürchten, dass die andere Versuchen wird, ihnen ihre Lebensweise aufzuzwingen, während beide Seiten Fanatiker haben, die versuchen werden, den Feind unter Zwang zu bekehren.
Dann gibt es noch die Extremisten. Es sind Al-Qaida und zunehmend der Islamische Staat, welche die beiden großen Konflikte zwischen Nord und Süd, sowie Zayid und Sunniten ausnutzen. Ihr Ziele ist es alle zu besiegen und den Jemen in ein neues Kalifat zu verwandeln.
Schließlich gibt es noch die Stämme, die lokal sind und im Grunde nur ihren Alltag fortsetzen wollen. Sie sind opportunistisch und nicht besonders politisch, und wenn eine Fraktion mit genügend Macht erscheint, finden sie normalerweise einen Weg, mit ihr zusammenzuarbeiten. Für sie macht ein vereinter Jemen genauso viel Sinn wie ein zerbrochener; eine Zentralregierung wird sie genauso quälen wie eine zerrüttete politische Landschaft. Was ihnen wichtig ist, ist humanitäre Hilfe, die eine Zentralregierung theoretisch schneller bringen könnte. Aber sie werden sich nicht auf eine Fraktion festlegen, ohne Beweise zu sehen, dass sie auf der Gewinnerseite stehen. Das war einer der Hauptgründe dafür, dass Ali Abdullah Saleh letzten Dezember getötet wurde; er vermutete, wie sich herausstellte, zu Unrecht, dass er die Stämme des Nordens auf seine Seite ziehen könnte, als er beschloss, seine ehemaligen Verbündeten, die Houthis, im Stich zu lassen. Er lag falsch; die Stämme sahen die Houthis als zu stark an, um sie direkt angreifen zu können, und ließen ihn fallen.
Das sind also die lokalen Grundlagen. Was ist mit den internationalen? Der Krieg wird weitergehen, bis der Nord-Süd-Konflikt zwischen den Zaydi und den Sunniten gelöst ist (und denken Sie daran, dass sich diese Konflikte überschneiden). Die Extremisten werden im Jemen bleiben, bis auch eine entwickelte Zentralregierung entsteht. Das schafft also eine Chance für Außenstehende. Für den Iran ist der Jemen ideal, um den Südrand Saudi-Arabiens zu drangsalieren; deshalb beliefert es die Houthis immer wieder mit Waffen und Raketen dafür. Dies hat die Saudis sogar zu einer großen Invasion provoziert, die sowohl teuer als auch diplomatisch problematisch war, da der Krieg einen Großteil des Elends hervorgebracht hat, das über die Fernsehbildschirme tanzt. Aber der Iran ist nicht dabei, eine große Armee aufzubauen, um in Saudi-Arabien einzufallen; stattdessen will es die Legitimität von Riad untergraben, insbesondere in der unruhigen Region Asir, deren Loyalität gegenüber der Krone nicht ganz sicher ist. Der Jemen ist dabei nur ein Stellvertreter.