Die neue Studie „Military Balance“ des International Institute of Strategic Studies (IISS) hat ergeben, dass das russische Militär schwere Verluste erlitten hat. Gleichzeitig ist das Verteidigungsbudget Chinas im Jahr 2022 um 7 % gestiegen, was sich auf seine Nachbarländer auswirkt. Auch hat der Krieg in der Ukraine zu einer Erhöhung der Verteidigungsausgaben in ganz Europa geführt.

Das „Military Balance“ ist die jährliche Studie des IISS, zur Bewertung der globalen militärischen Fähigkeiten und der jeweiligen Rüstungsindustrie. Der IISS ist ein weltweiter aktiver Think Tank, der sich auf Sicherheit und Geopolitik konzentriert. Die Ausgabe 2023 des „Military Balance“ enthält aktualisierte Daten zu den Militärorganisationen, Ausrüstungsbeständen und Verteidigungsbudgets von 173 Ländern.

Schwere Verluste und hohe Ausgaben

Laut den Daten des Instituts hat Russland seit Beginn seines Angriffs gegen die Ukraine erhebliche Verluste erlitten, während Kiew versucht, den Schaden auszugleichen, den insbesondere seine Luftstreitkräfte im letzten Jahr verkraften mussten.

Darüber hinaus wird der Anstieg der Verteidigungsausgaben Chinas behandelt. Insgesamt ergab sich eine Steigerung des chinesischen Wehretats um 7 Prozent gegenüber 2021; die weltweit größte Steigerung im Jahr 2022.

Auswirkungen auf die russischen Streitkräfte in der Ukraine

Russland hat aufgrund des Krieges auch stark an Personal eingebüßt. Laut der Studie hat Russland diese Verluste durch seine Mobilisierungen ausgeglichen. Doch dies hat dazu geführt, dass nun unerfahrene Rekruten einen Großteil der Streitkräfte ausmachen. Die operativen Möglichkeiten sind damit weit geringer als vor einem Jahr.

„50 % aller T-72B3 und T-72B3M Panzer sind zerstört“

Hinzu kommt, dass die Russen seit Beginn des Krieges ebenfalls erhebliche Verluste bei ihrer gepanzerten Fahrzeugflotte erlitten haben. Etwa 50 Prozent ihrer vor dem Krieg aktiven Panzer vom Typ T-72B3 und T-72B3M, sowie viele von Russlands T-80-Panzern werden als verloren eingestuft. Der verstärkte Einsatz älterer Panzer und Ausrüstung ist die Folge dieser Entwicklung.

Verluste auch bei den Luftstreitkräften

Wie das IISS mitteilt, sind auch die Luftstreitkräfte vom Kampfverschleiß betroffen:

„Russland verlor im Jahr 2022 etwa 6-8 Prozent seines aktiven taktischen Kampfflugzeugbestands, aber die Gesamtflottengröße kaschiert den Verlust einiger individueller Typen, einschließlich der Reduktion von bis zu 10-15 Prozent für einige der vor dem Krieg verwendeten Mehrzweck- und Bodenangriffsflugzeugtypen, wie zum Beispiel der Su-30SM Flanker H, Su-24M/M2 Fencer D, Su-25 SM/SM3 Frogfoot und Su-34 Fullback“

Dies stellt eine ausgesprochen hohe Ausfallrate für diese Truppengattung dar, welche nur schwer wieder ausgeglichen werden kann.

Aber auch die Luftstreitkräfte der Ukraine haben im Verlauf des Krieges erhebliche Verluste erlitten. Da die Ukraine vor dem Krieg weniger Flugzeuge hatte, wiegen ihre Verluste im Verhältnis zu Russland schwerer. Das IISS schätzt, dass die Ukraine etwa 50 Prozent ihres vor dem Krieg aktiven Kampfflugzeugbestands verloren hat.

Erhöhungen der Verteidigungsausgaben in Europa

Russlands Invasion der Ukraine hatte auch Auswirkungen auf den Rest Europas:

„Im Jahr 2022 kündigten rund 20 Länder in Europa entweder sofortige Erhöhungen der Verteidigungsausgaben oder ein stärkeres Engagement für langfristige Ausgabenziele an. Die Invasion hat der Nordatlantischen Vertragsorganisation (NATO) eine erneuerte Zielsetzung gegeben; hat Finnland und Schweden veranlasst, einen Beitritt zum Bündnis zu beantragen; und hat Staaten in Osteuropa veranlasst, ihren Fokus auf die Verteidigung zu legen.“

Chinas Verteidigungsbudget und seine Nachbarländer

Das um 7 % angestiegene Wehrbudget der Volksrepublik China gibt dem Land genug Mittel, um einen umfassenden Ausbau der eigenen Streukräfte zu finanzieren. So investiert China insgesamt stark in die Verbesserung seiner Marine und treibt vor allem sein Flugzeugträgerprogramm weiter voran.

Um seine Luftstreitkräfte zu verbessern, baut China verstärkt Kampfflugzeuge vom Typ J-20A und hat auch begonnen, militärische Flugzeuge mit im eigenen Land produzierten Strahltriebwerken auszurüsten.

Die Reaktion der Nachbarn

Die Studie stellt ebenfalls fest, dass der Anstieg der Verteidigungsausgaben seitens Chinas dazu geführt hat, dass auch fast alle andere Länder in der Region mehr in ihre jeweiligen Streitkräfte investieren.

Als Antwort auf Chinas Militärausgaben hat Südkorea seine Streitkräfte 2022 ebenfalls modernisiert. Dies geschah jedoch auch als Reaktion auf die nukleare Bedrohung durch Nordkorea und die wiederholten Raketenstarts im vergangenen Jahr.

Ähnliches gilt nach Meinung des IISS für Japan und Australien:

„Japan plant, seine militärischen Fähigkeiten mit zusätzlichen Investitionen und neuen Partnerschaften, einschließlich der mit dem Vereinigten Königreich, zu stärken; und Australien arbeitet weiterhin mit dem Vereinigten Königreich und den USA an seinen Plänen zur Einführung einer nuklear betriebenen U-Boot-Flotte.“

Zusammenfassung

  • Russland hat im letzten Jahr schwere Verluste, sowohl beim Material als auch bei den Soldaten hinnehmen müssen.
  • Auch die Ukraine ist durch den Kampfverschleiß geschwächt.
  • Der Krieg hat in Europa zu einer starken Erhöhung der Verteidigungsausgaben geführt.
  • China rüstet kräftig auf und hat sein Wehrbudget um 7 % gesteigert.
  • Die anderen Staaten Asiens sind dadurch beunruhigt und erhöhen ihrerseits die Militärausgaben.