Die amerikanischen Vorwahlen waren bis jetzt ausgesprochen unterhaltsam, sie versprechen es auch weiterhin zu bleiben. Während Präsident Donald Trump als Kandidat der Republikaner feststeht ist die Lage bei den Demokraten weitaus komplexer.

Eine extrem vielfältige Auswahl an Bewerbern war angetreten die Herrschaft des „Orangen Mannes“ zu beenden und die vereinigten Staaten wieder auf Kurs zu bringen. Elisabeth Warren, Senatorin aus Massachusetts, deren indianisches Erbe durch ein Gentest verneint wurde. Andrew Yang, IT Unternehmer, begeisterter Advokat des bedingungslosen Grundeinkommens. Pete Buttigieg, Bürgermeister und Afghanistan Veteranen, der auch im jetzigen Jahr noch Schlagzeilen durch seine Ehe mit einem anderen Mann machte. Diese und noch viele andere bescherten der Demokratischen Partei das überfüllteste Bewerberfeld ihrer Geschichte.

Acht Monate vor der eigentlichen Präsidentschaftswahl sind nur noch zwei relevante Kandidaten übrig: Joe Biden, ehemaliger Vizepräsident unter Obama; sowie Bernie Sanders, der sozialistische Konkurrent von Hillary Clinton, der vor vier Jahren um seine Nominierung gebracht worden war. Diese beiden Männer sind die Pole zwischen denen sich die Demokraten entscheiden müssen. Der Fairness und Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden dass es noch eine dritte Kandidatin gibt; die Kongressabgeordnete von Hawaii Tulsi Gabbard hält ihre Bewerbung immer noch aufrecht, obwohl sie keinerlei Hoffnung mehr hat genügend Stimmen zu bekommen und von den Medien komplett ignoriert wird. Denn alle Aufmerksamkeit zieht der Konflikt Biden gegen Sanders auf sich. Wohl auch weil sich die fortschreitende Spaltung der Demokratischen Partei hier am deutlichsten offenbart.

Die Entwicklung zeichnete sich bereits 2016 ab. Die damaligen Vorwahlen waren eigentlich als Krönung von Hillary Clinton geplant. Sie sollte sich ohne Mühe gegen alle Mitbewerber durchsetzen, die Republikaner überwinden und dann die erste weibliche Präsidentin werden. Doch es kam anders. Beide Parteien wurden von einer Wälle des Populismus erfüllt. Bei der GOP brachte es Trump, lange als Witzkandidat verspottet, erst an die Spitze und dann ins Weiße Haus. Bei den Demokraten wurde der, nach eigener Aussage, demokratische Sozialist Bernie Sanders ein ernstzunehmender Gegner. Was ihn damals ausmachte war seine Rolle als Außenseiter. Viele Wähler waren der etablierten Politik überdrüssig und erhofften sich durch ein personellen Wechsel eine Erneuerung des Systems und einen veränderte Zielsetzung der Politik, welche sich stärker am Bürger und weniger an den bereits bestehenden Seilschaften orientieren sollte. Trumps Slogan „Leg den Sumpf trocken!“ könnte genauso gut zu den Anhängern von Sanders passen.

Clinton hingegen war die Inkarnation des Establishments. Extrem gut vernetzt, mit Verbindungen zu fast allen Entscheidungsträgern. Langjährige Erfahrung in verschiedenen hohen politischen Ämtern (was allerdings gleichbedeutend ist mit Verantwortung für die bisherige Entwicklung ist). Sowie weitreichenden Einfluss innerhalb und außerhalb der Partei. Eine Stimme für sie war eine Stimme für das „weiter so“. 2016 standen sich somit ein, in Ermangelung eines anderen Wortes, moderater Flügel um Hillary Clinton und ein progressiver- sozialistischer Flügel um Bernie Sanders gegenüber. Ein Zustand der sich in den nächsten Jahren noch verstärken sollte.

In der Amtszeit von Präsident Trump gelang es den Demokraten nicht eine klare Strategie zu entwerfen, um ihn aus dem Amt zu entfernen. Statt sich über Sachthemen zu profilieren flüchtete man sich in Verschwörungstheorien (Collusion with Russia!) und ein Amtsenthebungsverfahren, dessen Scheitern bereits von vornherein abzusehen war. Ideologisch wandte man sich immer progressiveren Positionen zu. Eine neue Generation von extrem linken PolitikerInnen trat hervor und gaben der Partei ein radikaleres Auftreten. Zum missfallen der ursprünglichen Vertreter.

Bei dieser Wahl geht es darum auch um die Frage welchen Kurs man in der Zukunft bestreiten will. Geht man mit Biden zurück in Obama Jahre und findet zur liberalen Ausrichtung zurück, oder bekämpft man den recht Populismus von Präsident Trump mit einem Populismus von Links und verwandelt sich in eine sozialistische Partei. Eine Entscheidung, die das politische System der USA grundlegend verändern könnte.