Zuerst publiziert in der Jungen Freiheit
Bücher zur Geo- und Sicherheitspolitik sind in Deutschland eine Seltenheit. Sowohl etablierte als auch alternative Autoren konzentrieren sich lieber auf innenpolitische oder gesellschaftliche Themen. Denn „Deutschland denkt (…) nicht strategisch und handelt deshalb meist reaktiv.“ Wenn folglich ein hochrangiger CSU-Politiker ein solches Buch veröffentlicht, sollte diesem mit angemessener Neugier begegnet werden. Vor allem wenn es von sich selbst behauptet, Deutschlands globale Herausforderungen analysieren zu können und Lösungsvorschläge zu besitzen, die für kommende Generationen gültig sind. Denn dies ist der Anspruch, welchen „Sicherheit für Generationen. Herausforderungen der neuen Weltordnung“ selbst formuliert.
Der Herausgeber ist Florian Hahn, der sich als Bundestagsabgeordneter, Mitglied im Parteivorstand der CSU und Landesvorsitzender des Arbeitskreises Außen- und Sicherheitspolitik (ASP) an der Quelle der geopolitischen Programmatik befindet. Er ist auch der Verfasser der Einleitung zu dieser Sammlung von 18 Aufsätzen.
Sie ist grob in drei Abschnitte unterteilt. Die Zuordnung ist dabei eher lose. Als Autoren konnte eine Reihe von Wissenschaftlern und Politikern gewonnen werden, wobei Markus Söder vermutlich der prominenteste ist. Die Themen reichen über Analysen von externen Mächten (USA, China etc.) über ein Plädoyer für Entwicklungshilfe bis hin zu einer Klage über Fake News in diesen Staaten. Wobei die Qualität sehr schwankend ist. Mit „Russland – Rückkehr einer Großmacht“ von Margarete Klein etwa bekommt man eine gute Untersuchung des Landes und seiner Politik. Der Beitrag von Markus Söder hingegen „Sicherheit und solide Staatsfinanzen – Zwei Seiten derselben Medaille“ ist eigentlich eine Themaverfehlung, die nicht in ein Buch mit wissenschaftlichem Anspruch, sondern in eine CSU-Wahlkampfveranstaltung gehört. Im großen und ganzen sind die meisten Texte recht informativ und vermitteln einen guten Überblick über die heutige Sicherheitspolitik.
Was zum Hauptproblem führt. Mit nur 110 Seiten ist das Buch auffallend überschaubar. Keiner der Aufsätze ist länger als acht Seiten. Die Beschränkung verhindert allerdings eine tiefere Behandlung der Themen und zwingt zu einer oberflächlichen Betrachtungsweise. Dadurch wird zwar eine Tour d’ horizon ermöglicht, die Lesern ohne Vorwissen einen Einstieg in die Außen- und Sicherheitspolitik erlaubt, wer sich aber bereits mit den speziell bundesdeutschen Problemen beschäftigt hat, wird kaum Neues entdecken.
Aus diesem Grund solle es nicht verwundern, dass die präsentierten Lösungen bestenfalls kursorisch sind: Ressort-übergreifende Kooperation der Ministerien, mehr Geld für die Bundeswehr und Integration in übernationale Strukturen, ergänzt durch Medienerziehung zum Schutz vor Fake News. Eine Aufzählung von Allgemeinplätzen. Man könnte hier mehr erwarten.