von Alexander Straube
Der deutsche Waffenhersteller Heckler und Koch beabsichtigt, sein modulares Sturmgewehr HK433 als „europäische“ Alternative zu seiner bereits sehr beliebten HK416-Serie zu positionieren, die vom amerikanischen Gewehrmuster AR-15/M16/M4 abgeleitet ist.
Das futuristisch anmutende HK433, das vor fünf Jahren erstmals vorgestellt wurde und möglicherweise kurz vor der Serienreife steht, sollte die besten Eigenschaften des HK416 und der G36-Sturmgewehrfamilie des Unternehmens vereinen. Es gibt jedoch eine Reihe von Besonderheiten, die sie für Personen mit Erfahrung im Umgang mit dem G36 oder anderen älteren Heckler- und Koch-Designs vertrauter machen soll. Heckler und Hoch enthüllten im Januar 2017 das HK433 und die Waffe hat seitdem eine Reihe von Weiterentwicklungen durchlaufen. Dennoch sind die zentralen Designaspekte des HK433, relativ unverändert geblieben.
Das HK433 verwendet, wie das HK416 und das G36, einen Gaskolben-Mechanismus, der einen Teil des Gases während des Schießens verwendet, um den Verschluss zu bewegen. Dies trägt dazu bei, Pulverpartikel und Russ von den internen Komponenten fernzuhalten, wodurch die Wahrscheinlichkeit verringert wird, dass sie die Waffe verschmutzt oder verklemmt. Dies unterscheidet sich deutlich System der herkömmlichen AR-15 / M16-Gewehre, welches das Gas selbst verwendet, um die Kammer durchzuladen.
Das wichtigste Merkmal des HK433 ist seine Modularität, die von Grund auf mit einem Wechsellaufsystem und der Möglichkeit zur Verwendung austauschbarer Abzugspakete entwickelt wurde. Einige dieser Designaspekte scheinen zumindest teilweise aus anderen HK-Programmen zu stammen, insbesondere aus dem fehlgeschlagenen XM8-Projekt.
Der Plan von Heckler und Koch war, dass die Waffe relativ einfachen umkonfiguriert werden kann, sodass sie sehr unterschiedliche Patronen abfeuert. Die Standardversion verwendet den NATO-Standard 5,56 x 45 mm, genau wie das HK416. Das Unternehmen stellt aber Varianten, für die NATO-Standardpatrone 7,62 x 51 mm oder die von der Sowjetunion entworfene 7,62 x 39-mm-Patrone, in Aussicht. Von besonderem Interesse ist auch die Verwendung von .300 Blackout, einer Patrone, die speziell für den Einsatz mit Schalldämpfern entwickelt wurde und selbst aus kurzläufigen Waffen sowohl präzise als auch leistungsstark bleibt.
Gleichzeitig sind sich der HK433 und der HK416 in Bezug auf die grundlegende Funktionalität sehr ähnlich. Zum Beispiel feuern beide in ihren Standardkonfigurationen die gleiche Patrone ab und haben ein vergleichbares Gewicht, wenn sie mit Läufen ähnlicher Länge ausgestattet sind. Für beide Typen gibt es eine breite Palette an Zubehör. Es stellt sich also die Frage, welcher potenzielle Kunde sich für das HK433 gegenüber dem HK416 interessieren würde, das bereits in Produktion ist und eine wachsende Zahl an Benutzern hat.
Die Entwicklung des HK416 begann Ende der 1990er Jahre und beinhaltete eine enge Zusammenarbeit zwischen HK und den US-amerikanischen Special Operations, einschließlich der Delta Force der US-Armee. Die Waffe erlangte besondere Berühmtheit durch die Verwendung durch Mitglieder des SEAL Team Six während des Überfalls, der 2011 zum Tod des Al-Qaida-Gründers Osama Bin Laden führte. Versionen des Gewehrs sind jetzt auch im gesamten US Marine Corps weit verbreitet, und wurden von vielen anderen Nutzern auf der ganzen Welt übernommen.
Das HK433 hingegen erinnert von den Bedienelementen her an ältere HK-Designs, wie das MP5, das G3 und das HK33. Militär- und Strafverfolgungsorganisationen, die mit diesen Typen ausgerüstet sind, könnte der Übergang leichter fallen. Dies alles steht sicherlich im Zusammenhang mit der Suche der Bundeswehr nach einem neuen Dienstgewehr als Ersatz für das G36. Im Jahr 2020 wurde das MK556, ein AR-15/M16-Derivat ähnlich dem HK416, von C.G. Haenel zum Gewinner dieser Ausschreibung erklärt. Der Kauf scheiterte jedoch wegen möglicher Patentverletzungen und im Zuge einer Untersuchung untersagten die Behörden schließlich C.G. Haenel, sich weiter an der Ausschreibung zu beteiligen. HK ist nun wieder der Favorit bei der Materialbeschaffung, doch leider scheinen die Rechtsstreitigkeiten den gesamten Prozess eingefroren zu haben.
Was auch immer mit dem deutschen Militärvertrag passiert, es gibt eine Reihe anderer Militär- und Polizeikräfte, die G36-Varianten, sowie andere ältere HK-Gewehre verwenden und damit als potenzielle Kunden für das HK433 infrage kommen. Es kann sogar als direkter Konkurrent des FN SCAR angesehen werden, da es unter anderem ähnliche Merkmale aufweist. Zivile Schützen, insbesondere in den Vereinigten Staaten, könnten eine weitere Zielgruppe für die Vermarktung des HK433 sein, obwohl er erwartet wird, dass die Waffe für die unmittelbare Zukunft ein hauptsächlich europäisches Angebot bleibt.